Ein Reiseführer für Norfolk ist wirklich schwer zu finden

Slow Travel - Norfolk

Da wir für unsere Reise nach Norfolk keinen deutschsprachigen Reiseführer finden konnten, mussten wir auf englischsprachige Bücher zurückgreifen. Und selbst da war die Auswahl überschaubar. Unsere Wahl ist auf „Slow Travel – Norfolk“ vom Verlag Brandt gefallen. Hier eine kurze Rezension.

Ja, ich gehöre noch zu den Exoten, die – wenn sie wohin fahren – auch einmal einen Reiseführer zur Hand nehmen. Das mag in Zeiten von Internet und ständig verfügbaren Wisch-Telefonen eigenartig klingen, aber ich mag die Haptik eines Buches. Davon abgesehen ist man mit bedrucktem Papier unabhängig von Akkuständen, die bei meinen Reisen immer chronisch niedrig sind.

Kein Reiseführer auf Deutsch verfügbar

Bei unserer Reise nach Norfolk war das mit dem Reiseführer aber eine unerwartete Herausforderung. Denn der Buchhändler meines Vertrauens und selbst Amazon konnten mir keine deutschsprachigen Reiseführer nennen, die sich nur mit Norfolk beschäftigen. Selbst auf Englisch gibt es kaum Reiseliteratur, die auch außerhalb des UK zu bekommen ist. Schließlich haben wir uns für das Buch „Norfolk“ von Laurence Mitchell aus der Serie „Slow Travel“ entschieden (Brandt Verlag). Nicht, dass uns das Buch auf den ersten Blick angesprochen hätte, aber die Auswahl war eben wirklich klein.

Erschienen ist das Buch im März 2014 und ist damit auch noch einigermaßen aktuell. Das Besondere an der „Slow Travel“-Serie ist, dass sie sich an jenem Prinzip orientiert, das auch schon die Slow Food-Bewegung verfolgt. Unaufgeregt und ohne viel Trara geht man ans Werk und beschäftigt sich mit jenem Tourismus, der ohne viel Spektakel auskommt. Norfolk ist wie geschaffen für so ein Unterfangen. Und Laurence Mitchell scheint der richtige Autor für dieses Projekt gewesen zu sein. Nicht nur, weil er auch sonst über Regionen schreibt, die „off the beaten track“ sind, sondern auch, weil er lange in Norfolk als Geografielehrer gearbeitet und davor Bauernhäuser begutachtet hat. Zusammengefasst: „Slow Travel – Norfolk“ ist mit zahlreichen Informationen bestückt, die man sonst wohl nicht einmal im Internet findet. Jedes noch so kleine Dorf wird im knapp 260 Seiten umfassenden Buch erwähnt. So widmet sich Mitchell dem 400 Seelen-Dorf Cley next the Sea – einem Ort, zu dem ich eine persönliche und sehr traurige Beziehung habe – mit fünf Seiten! Und vom halb so großen Nachbardorf Salthouse weiß ich nun, dass es dort mit Cookie’s Crab Shop ein hervorragendes Seafood-Geschäft gibt, zu dem Gäste angeblich von weit her kommen, um sich ein Krabbensandwich zu gönnen.

Slow Travel - Norfolk

Leider ist das Buch über weite Teile eine Textwüste.

Voll bepackt mit Insiderwissen

Wer sich also wirkliches Insiderwissen holen will, ist bei bei diesem Buch genau richtig. Dafür muss man aber auch einige Abstriche in Kauf nehmen. Dass es das Buch nur auf Englisch gibt, wollen wir wohlwollend verzeihen. Gerade einmal 10.000 deutschsprachige Urlauber haben im Jahr 2014 Norfolk besucht. Es gibt aber auch Bereiche, in denen „Slow Travel – Norfolk“ einem modernen Reisebuch nicht mehr gerecht wird. Gerade einmal zwölf der 256 Seiten sind mit Bildern versehen. Für jemanden, der sich auf seine Reise vorbereiten und etwas im Fernweh schwelgen will, ist das eindeutig zu wenig. So verkommt das hervorragende Buch leider zu einer Textwüste, das nur durch gelegentliche Landkarten und blauen Infokästen aufgelockert wird. Aber wer braucht das schon? Denn im Grunde geht es um das gedruckte Wort und das ist hervorragend. Wenn man sich schon einer Slow Travel-Bewegung verschreiben will, dann sollte man darüber hinwegsehen.

Auch der Preis überzeugt

Besonders attraktiv – wohl auch wegen des bildersparenden Drucks – ist aber der Preis. Das Buch „Slow Travel – Norfolk“ ist schon für knappe zehn Euro zu haben. Wer dafür unbedingt den Online-Händler bemühen will – hier ist der Link zu Amazon (Achtung Affiliate!). Aber auch im stationären Buchhandel ist dieser gute Guide jederzeit bestellbar. Alles in allem ist der Reiseführer “Slow Travel – Norfolk” ein interessantes und umfangreiches – aber auch ein grafisch etwas altbacken umgesetztes Buch. Aus Mangel an Alternativen und weil ich keine deutschsprachige Reiseliteratur zu Norfolk gefunden habe, kann man den Kauf durchaus empfehlen.