Ein Stück Großbritannien bei der Expo in Mailand
Es war eine Gelegenheit, die ich unbedingt nutzen musste. Vor Kurzem war ich im Rahmen einer Geschäftsreise auf der Weltausstellung in Mailand. Und natürlich war klar, dass ich auch dem britischen Pavillon einen Besuch abstatten musste. Immerhin ist die Weltausstellung, bei aller berechtigten Kritik, für viele Länder der Welt eine einzigartige Gelegenheit, sich zu präsentieren und zu zeigen, was man zum Wohle der Menschheit beizutragen gedenkt.
Und weil die Welt ein Marktplatz ist, auf dem jeder gehört werden will, findet dabei auch immer ein großes Rennen um Aufmerksamkeit statt. Zahlreiche Länder setzen dabei auf das Prinzip „größer, schneller und lauter“ und versuchen sich dabei mit musikalischen Darbietungen, Videoinstallationen, bombastischer Architektur und grellen Farben zu überbieten. Nur zwei große Pavillons scheinen sich aus diesem Rennen herausgenommen zu haben und haben den Besuchern stattdessen eine Oase der Ruhe geboten. Da wäre natürlich der Österreich-Pavillon, der gleich einen ganzen Wald nach Mailand verpflanzt hat. Und dann wären da noch die Briten. Passend zum Klischee übte man sich dort in nobler Zurückhaltung.
Im Pavillon des Vereinigten Königreiches drehte sich alles um die Biene. Jenes wertvolle Lebewesen, das in letzter Zeit recht viel Aufmerksamkeit bekommen hat, auch weil es derzeit wohl in großer Zahl stirbt. Zentrales Element des britischen Pavillons ist daher eine große Blumenwiese. Die Gehwege der Wiese sind etwas tiefer gelegt. Sie sollen dem Besucher den Blickwinkel einer Biene vermitteln. Auge in Auge mit den Blüten spaziert man im Zick Zack auf einen gigantischen Bienenstock aus Aluminium zu. Der Weg soll den Tanz der Bienen symbolisieren. Außerdem laden Sitzbänke ein, etwas langsamer durch die Blumenwiese zu wandern und die eine oder andere Minute Pause zu machen und die Stimmung zu genießen. Dabei kommt man durch verschiedenste Blumenlandschaften, von Orchideen bis Wildblumen. Aber auch die Informationen kommen nicht zu kurz. Überall finden sich Schautafeln und im „Bienenstock“ selbst bekommt man audiovisuell das Leben der Bienen vermittelt. Wer Fragen hat, kann sich auch auf die zahlreichen Guides verlassen. Einziges Manko: Es sind durchwegs Italiener, die zwar sehr gut Englisch sprechen, aber halt nicht das wirklich britische Gefühl vermitteln. Aber das kann ich verstehen, denn rund 70 Prozent der Besucher kommen nun einmal aus Italien. Und so wahnsinnig viele Briten mit guten Italienischkenntnissen wird es wohl auch nicht geben. Was mich aber am britischen Pavillon fasziniert hat, war, dass es gerade dort, wo sich alles um die Bienen dreht, am ruhigsten war, wo doch die ganze Expo vor Leuten nur so brummt wie ein Bienenstock. Ein Besuch zahlt sich also auf jeden Fall aus
Entwickelt wurde der beeindruckende Pavillon übrigens vom Künstler Wolfgang Buttress aus Nottingham. Der Bienenexperte Martin Bencsik von der Nottingham Trent University hat das Projekt wissenschaftlich begleitet .