Fünf wichtige Tipps für den Fußball-Trip nach Schottland

Fußballstadion in Schottland

Schottland. Das sind die Highlands, Disteln, zahlreiche wunderschöne Seen – und Fußball. Großbritannien gilt gemeinhin als Mutterland des runden Leders und speziell in Schottland kann man diesbezüglich auf eine lange Tradition zurückblicken. Im Norden der Insel wird seit 1867 organisiert dem Ball nachgejagt. Der FC Queen’s Park war der erste Klub des Landes – beheimatet in Glasgow spielen die Schwarz-Weißen heute im Schatten der großen Vereine Celtic und Rangers.

Die Rangers, mit 54 Titeln Rekordmeister, mussten 2012 wegen finanzieller Schwierigkeiten in die vierte Liga absteigen und sind aktuell wieder am Weg nach oben. Celtic, 46-facher Champion, hat seit der Zwangsrelegation seines Erzrivalen quasi ein Abo auf die Meisterschaft. Die Bilanz: vier Saisonen, vier Meistertitel. Und auch wenn der Motor heuer etwas stottert, zweifelt kaum jemand am fünften Titel en suite.

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Im Stadion von Inverness geht es familiär zu.

Einseitigkeit hin, Langeweile her: Trotz der lähmenden Dominanz der Hoops strahlt der schottische Fußball noch immer eine fast magische Anziehungskraft auf Fußballinteressierte aus. Eine Reise in den Norden des Fußball-Mutterlands steht ganz oben auf den To-do-Listen von mehr oder weniger umtriebigen Groundhoppern. Was du beim Fußball-Trip nach Schottland beachten und welche Stationen du nicht auslassen solltest, erfährst du hier.

1. Form Follows Function: Das Outfit

Glasgow ist nicht London und schon gar nicht Paris. Es will es auch gar nicht sein. Der raue Charme der Industriemetropole spiegelt sich auch in der Mode der Einwohner wider. Die Zahl der Frauen, die im Frühling bauchfrei tragen, wird nur durch die Anzahl der Herren mit Kurzarm-Hemd übertroffen. Die 90er lassen grüßen.

“Form Follows Function” scheint das Motto der Schotten zu lauten und zwar zu jeder Jahreszeit. Die Kleidung muss zum Wetter passen, der Style-Faktor ist zweitrangig. „Hauptsache, es hält warm“, sagte mir ein Glasgower bei einem Bier. Und er hat recht: Selbst wenn bei uns die Maronibrater schon längst von den Eisverkäufern abgelöst worden sind, ist in Schottland noch gefühlt tiefster Winter. Für den gelernten Mitteleuropäer heißt das: Auch im April sind beim Stadionbesuch in Schottland dicker Anorak, warme Socken, gefüttertes Schuhwerk und Handschuhe Pflicht. Vor allem wenn’s an den Moray Firth im Norden geht.

2. The Place to Be: Glasgow

Die Industriemetropole im Südwesten des Landes ist das Epizentrum des schottischen Kicks. Nicht nur das Nationalstadion – der Hampden Park – steht hier, sondern auch die Heimstätten der beiden größten und wichtigsten Vereine des Landes: Celtic und Rangers.

Weil beide Klubs nie am selben Tag und selten am selben Wochenende Heimspiele absolvieren, muss sich der geneigte Fußballreisende meistens für einen der beiden Vereine entscheiden. Auch der Faktor Sympathie spielt dabei natürlich eine gewisse Rolle. Beides sprach in unserem Fall für den Celtic Park und ein Match gegen Partick Thistle – ein Klub, der ebenfalls in Glasgow zuhause ist, gegen die Hoops aber weitestgehend chancenlos war. Trotz der einseitigen Partie war das Feeling in der Celtic-Heimstätte nachhaltig beeindruckend. Auch, wenn die Anhänger des Heimteams stimmungstechnisch einiges schuldig blieben. Wie auch immer: Der Celtic Park ist einen Besuch wert. Und das gilt sicherlich auch für das Ibrox Stadium auf der anderen Seite der Stadt.

3. S’dat oi foyu? Essen im Stadion

Zu jedem Stadionbesuch gehört auch eine anständige Mahlzeit – am besten im Stehen und idealerweise mit einem Bier in der freien Hand. Das gilt natürlich auch für Schottland. Während hierzulande in der Pause eines Spiels Frankfurter und/oder Schnitzelsemmel en vogue sind, sieht der Speiseplan im Norden gänzlich anders aus.

Hotdog und Burger bekommt man frisch gemacht und im braunen Sackerl in die Hand gedrückt. Ketchup, Senf und diverse Saucen kommen aus kleinen Beutelchen und können nach eigenem Gutdünken dosiert werden. Wichtig: Beim Bestellen gut hinhören. Die schottische Version von English ist für ungeübte Ohren oft nur schwer verständlich – und so kann’s passieren, dass man das freundliche „S’dat oi foyu?“ der Kassiererin einfach nicht versteht und erst recht spät draufkommt, dass es ein gutgemeintes „Is that all for you?“ war…

4. Von Nord nach Süd: Der Roadtrip

Das Schöne an Schottland: Es ist nicht nur atemberaubend, es ist auch irrsinnig überschaubar. Innerhalb weniger Stunden lässt sich das ganze Land mit dem Auto von Süd nach Nord und retour durchqueren. Und auch wenn der Linksverkehr anfangs nervt und immer wieder für Schockmomente sorgt: Eine Reise durch die Highlands zahlt sich aus. Bei jedem Wetter. Und für jeden noch so unmöglichen Holzhacker-Kick.

Auf dem Weg zum Stadion befand sich Loch Ness.

Auf dem Weg zum Stadion: Loch Ness.

Meine Gruppe und ich entschieden uns für Inverness – und wie das Leben so spielt, hatte der ortsansässige Klub den Celtic FC zu Gast. So besuchten wir nur drei Tage nach dem Spiel im Celtic Park den Inverness Caledonian Thistle F.C., wobei wir einmal quer durch die Highlands tuckerten, ehe wir im Stadion eintrafen. Nach einem spannenden Spiel ging’s entlang des Loch Ness und des Loch Lomond zurück nach Glasgow. Auch Tagesausflüge in den entlegenen Norden sind also kein großer Aufwand.

5. Nix für Mel Gibson: Pub Crawl

Es klingt zwar trivial, aber zu einem Fußball-Trip gehört eben auch Bier. Davon gibt es in Schottland gottlob genug. Was es ebenfalls noch in Hülle und Fülle gibt: Whisky. Beides sind Zutaten für witzige Abende, die sich perfekt dazu eignen, mit Einheimischen über den Fußball und schottische Klischees zu diskutieren. Man erfährt zum Beispiel, dass Mel Gibson nicht sonderlich beliebt ist, Haggis nur von Touristen gegessen wird und dass es Fried Mars Bars in Wirklichkeit gar nicht gibt. Schade eigentlich. Und wenn man dann noch ausgesprochenes Glück hat, wird man auf einen typisch schottischen Pub Crawl eingeladen, der erst in den frühen Morgenstunden endet. Aber das ist eine andere Geschichte…