Norwich: Lasst euch vom ersten Eindruck nicht täuschen

Norfolk, das ist eine der abgeschiedensten Regionen Englands. Komisch eigentlich, liegt sie doch nicht weit von Cambridge oder London entfernt. Außerhalb Englands dürfte die Region aber tatsächlich nicht sonderlich bekannt sein, denn viele ausländische Touristen haben wir zu unserer Überraschung nicht getroffen. Wo beginnt man also eine Reise nach Norfolk? Das ist eine gute Frage, besonders wenn man nicht allzu viel über die Grafschaft weiß. Wir haben uns daher für den klassischen Weg entschieden und uns zu Beginn unserer Reise kurzerhand für zwei Tage in der Hauptstadt Norwich einquartiert. Mit rund 130.000 Einwohnern ist Norwich die größte Stadt der Grafschaft und nur etwas kleiner als Salzburg. Und interessanterweise gibt es dort ähnlich viele Kirchen wie in der Mozartstadt. Angeblich war hier die Dichte an Kirchen verglichen mit der Einwohnerzahl nach dem zweiten Weltkrieg so groß wie nirgendwo sonst im Vereinigten Königreich. 35 mittelalterliche Kirchen soll es damals in Norwich gegeben haben. Einige wurden aber in den 1970er Jahren geschlossen.

Weil die Stadt so überschaubar ist, haben wir uns auch gleich in der Nähe des Stadtzentrums einquartiert. Das ist auch recht leicht auf der Landkarte auszumachen, denn rund um den historischen Kern legt sich eine schöne Ringstraße. Innerhalb dieses Rings oder zumindest in der Nähe solltet ihr euch ein nettes B&B oder ein Hotel suchen. Uns war wichtig, dass wir einen Parkplatz dabei hatten, da wir mit einem Mietauto unterwegs waren. Deshalb ist unsere Wahl auf das Wedgewood House, das nur zehn Gehminuten vom Marktplatz an der Stephens Road liegt, gefallen.

Zum B&B: Es hat uns eigentlich sehr gut gefallen. Etwas gewöhnungsbedürftig war zwar die relativ laute Abwasserpumpe im Badezimmer, das perfekte Frühstück mit selbstgemachten Marmeladen und Joghurt hat dieses Manko aber mehr als wett gemacht. Auch die Betreiber sind sehr freundlich und können mit so manchen Tipps aufwarten. Sie konnten uns nicht nur Geheimtipps unter den Pubs empfehlen, wir haben uns auch grandios über alle möglichen Themen unterhalten. Etwa über das besonders harte Wasser in Norwich, das regelmäßig die Wasserkocher zerstört. Ein Problem, das wir hier in Graz nur zu gut kennen.

Full English im Wedgewood House.

Full English im Wedgewood House.

Bucht eine Stadtführung in Norwich, es zahlt sich aus

Aber zurück zur Stadt selbst: Gerade am ersten Tag war ich skeptisch. Am anfänglichen Spaziergang durch die Innenstadt zeigte sich Norwich nicht gerade von seiner besten Seite. Austauschbare Einkaufszentren, das immer gleiche Straßenbild. Das hätte man nicht nur in Norwich, sondern auch in anderen Städten Mittelenglands wie Derby sehen können. Je weiter man aber in den Stadtkern vordringt, desto mehr muss man diesen ersten Eindruck revidieren. Besonders der einzigartige Marktplatz direkt vor dem Rathaus hat es mir angetan.

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Auf den ersten Blick ist Norwich austauschbar.

Deshalb haben wir am zweiten Tag unseres Besuchs eine ganz klassische Stadtführung im Tourismusbüro gebucht. Wir waren einfach sicher, dass Norwich mehr zu bieten hat, als der erste Eindruck hergeben wollte. Und wir sollten nicht enttäuscht werden, denn Norwich führte in der Vergangenheit nicht immer so ein Schattendasein. Davon werde ich euch aber im kommenden Blogeintrag erzählen.