Einkaufen in Norwich – Teil 2: Colman’s Mustard Shop
Colman’s Senf ist eine Institution in Norfolk. Manche stolze Norfolker tätowieren sich sogar das Logo auf die Schulter. Kein Wunder also, dass der legendären Senfmarke ein eigener Heritage-Shop in Norwich gewidmet wurde.
Ich habe euch in einem Blogpost im Jänner versprochen, dass ich euch von einem kleinen Shop in der Royal Arcade von Norwich erzählen werde. Er unterscheidet sich nämlich von den zahlreichen anderen Läden in diesem historischen Einkaufszentrum: Hier gibt es in erster Linie Senf und alles, was mehr oder weniger dazu gehört. Die Rede ist vom Flagshipstore der englischen Senfmarke Colman’s.
Colman’s ist eine Institution in Norwich
Und Colman’s Senf ist nicht einfach irgendein Senf. Zwar gehört die Marke inzwischen nichtssagend zum Unilever-Konzern, gegründet wurde sie aber schon 1814 von Jeremiah Colman, gerade einmal vier Meilen von Norwich entfernt. Heute gilt sie als eine der ältesten Lebensmittelmarken in Großbritannien. Seit der Gründung ist die Senfmarke sehr eng mit Norfolk und auch mit Norwich verbunden. Und das liegt nicht nur daran, dass sie für kurze Zeit den lokalen Fußballclub als Hauptsponsor unterstützt hat, sondern auch daran, dass der Senf noch immer am Stadtrand von Norwich produziert wird. Außerdem war Colman’s ein bedeutender Arbeitgeber in der Region. 1909 arbeiteten
immerhin 2.300 Mitarbeiter für den Senfhersteller. Seit der Übernahme von Unilever hat sich zwar das Geschäft der Marke massiv verändert. Es gibt jetzt nicht mehr nur Senf im Sortiment, sondern auch Fertiggerichte und andere Saucen. Außerdem wurde die Abteilung für Saatgutentwicklung aus Kostengründen geschlossen, der 1973 gegründete Mustard Shop in Norwich blieb aber erhalten. Und der widmet sich ausschließlich dem Original. Seit 1999 ist er in der im vorigen Blogbeitrag kurz vorgestellten Royal Arcade zu Hause. Seit 2009 wird er vom Norwich Heritage Trust geführt und gilt seitdem als Touristenattraktion.
Man kann nämlich dort nicht nur Colman’s Senf kaufen, sondern auch jede Menge Mitbringsel von der Nostalgie-Dose bis zur Kochschürze. Und davon abgesehen erfährt
man noch einiges über die traditionelle Senfproduktion und wie das mit dem Senfanbau funktioniert. In Summe ist es ein spannender kleiner Laden mit charmantem Verkaufspersonal, das man auch etwas über das Unternehmen ausfragen kann. Eine kleine Anekdote ist übrigens vom Gründer Jeremiah Colman überliefert. Auf die Frage, warum er so reich geworden sei, soll er geantwortet haben: „Nicht der Senf, der gegessen wurde, hat mich reich gemacht, sondern der Senf, der am Teller geblieben ist.“ Die Überlegung ist logisch, denn der originale Colman’s Senf ist ein Pulver. Man muss ihn im Verhältnis 1:1 mit Wasser selbst anrühren. Und das kann man nicht so genau dosieren und man stellt wohl schnell etwas zu viel Senf her. Was übrig bliebt wird wahrscheinlich im Abwasch landen. Eines muss man ihm lassen, Herr Colman hat mit diesem Satz durchaus Humor bewiesen.
Im kommenden Blogpost will ich euch vom größten und spannendsten Ramschladen in Norwich erzählen. Wobei es dort nicht nur Ramsch, sondern auch echt wertvolle Antiquitäten zu erstehen gibt. Ein Pflichtbesuch für jeden, der den Wert des Alten zu schätzen weiß.