Wie wirkt sich der Brexit auf meine Reise nach Großbritannien aus?

Union Jack
Hisst die Flaggen! Britlog geht an den Start. Foto: Johanna Zweiger

Kaum ein anderes Thema hat in den vergangenen Tagen die Medien so dominiert wie der Brexit, der Austritt des Vereinigten Königreiches aus der Europäischen Union. Vielerorts herrscht Unsicherheit wie es auf der Insel weitergehen wird. Und vor allem für uns UK-Reisende relevant: Was bedeutet das für den geplanten Urlaub in Großbritannien? Wir haben uns ein paar Kernpunkte angesehen.

Zunächst einmal wird sich nichts dramatisch ändern. Noch hat die britische Regierung der EU nicht einmal offiziell mitgeteilt, dass sie austreten will. Bis dahin tut sich gar nichts. Und selbst, wenn sie diesen Schritt gemacht haben, heißt das noch nicht viel. Denn dann beginnen erst einmal Verhandlungen – nennen wir es Scheidungsgespräche. Zwischen Großbritannien und der EU gibt es unzählige Regelungen, die jetzt fein säuberlich getrennt werden müssen. Das dauert – so sieht es der Vertrag vor – zwei Jahre. Bis die Verhandlungen abgeschlossen sind,s bleiben die Briten auch noch EU-Mitglied.

Das heißt: in den kommenden zwei Jahren werden sich – zumindest formell – unsere UK-Reisen nicht wahnsinnig verändern. Wie es aber in Zukunft aussehen wird steht in den Sternen. Werden die Grenzkontrollen, die es ja eigentlich schon gibt, verschärft? Welche Waren dürfen wir einführen? Was bedeutet das für die Grenze zwischen Irland und Nordirland? Es wird nicht so weit kommen, dass wir Kontinentaleuropäer ein Visum für eine Städtereise nach London brauchen, so viel sei gesagt. Aber wer länger bleiben will, dürfte um ein Visum nicht herumkommen. Eine Einreise könnte aber natürlich für alle beschwerlicher werden. Viele Details einer zukünftigen Reise nach Großbritannien kann man aus heutiger Sichts einfach schwer einschätzen.

Großbritannien könnte dank Brexit zum Schnäppchen werden

Aber es gibt auch jetzt, unmittelbar nach der Abstimmung, wichtige Auswirkungen auf eine vielleicht bereits gebuchte Reise diesen Sommer. Denn anders als bei vielen anderen europäischen Ländern teilen wir uns mit den Briten nicht die Währung. Das heißt: schon bisher hat sich regelmäßig der Wechselkurs zwischen dem Pound Sterling und dem Euro verändert. Und bei einem so einschneidenden politischen Ereignis wie dem Brexit hat das natürlich auch Auswirkungen auf den von den Briten so geliebten Pound. Am Donnerstag um 22 Uhr, also als die Wahllokale schlossen, musste man für einen Pfund 1,31 Euro zahlen. Als sich aber abzeichnete, dass die EU-Gegner gewinnen werden, setzte der Pfund zu einem Sturzflug an, nicht nur gegenüber dem US-Dollar, sondern abgeschwächt auch gegenüber dem Euro. Um Mitternacht war der Pfund noch 1,29 Euro wert. Um fünf Uhr früh, als klar war, dass der Brexit kommt, waren es nur noch 1,22 Euro. Inzwischen hat sich der Pfund (Stand heute Mittag) bei 1,23 Euro eingependelt. Der Kursrutsch war aber enorm.

Und was heißt das jetzt? Das heißt, dass dein Urlaub in Großbritannien gerade über Nacht um acht Prozent günstiger geworden ist. Also zumindest der Teil, den du noch nicht bezahlt hast und für den du britische Pfund verwendest. Außerdem könnten britische Produkte innerhalb der EU günstiger werden.

Doch die Währungsschwankungen könnten auch zum Bumerang werden. Warum? Weil besonders im Lebensmittelbereich viele Produkte auf den britischen Inseln aus der EU kommen. Das beginnt mit der deutschen Salami und hört beim französischen Wein auf. Das heißt, die Preise für diese Importwaren könnten signifikant steigen. Das gilt übrigens auch für den Europa-Urlaub der Briten. Genauso wie unser UK-Urlaub nämlich günstiger wird, müssen die Briten jetzt entsprechend mehr für ihren Sommerurlaub in Spanien zahlen.

Keine Veränderung in Sachen Gastfreundschaft

Und dann gibt es noch einen Aspekt, der weniger monetär, aber doch entscheidend für euren Urlaubserfolg ist. Es geht um die Frage, wie willkommen Europäer im Vereinigten Königreich derzeit sind. Und hier hört man verschiedene Meinungen. Europäer, die in Großbritannien leben, fühlen sich derzeit oft nicht besonders wohl. Zu klar war das Votum gegen einen Verbleib in der EU. Aber, und das ist sehr wichtig: das dürfte europäische Urlauber nicht unbedingt betreffen. Denn die Gastfreundschaft der Briten wird wohl auch weiterhin eine große Rolle spielen. Das Land wird also weiterhin eine Top-Reisedestination bleiben.

Und die Schotten?

Unabhängigkeitsbestrebungen der Schotten wollen wir jetzt bewusst nicht ansprechen. Die haben sich ja mit großer Mehrheit für einen Verbleib in der EU ausgesprochen und könnten das negative Votum zum Anlass nehmen, um ein weiteres Unabhängigkeitsreferendum zu fordern. Es ist zu früh, um darüber etwas zu sagen. Sollte es aber dazu kommen, wird es ziemlich sicher auch wieder Auswirkungen auf eure Reisepläne haben.