Die Titanic ist schnell gesunken, aber das Titanic-Museum braucht Zeit
Das Titanic-Museum im Titanic-Quarter von Belfast ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Nicht nur wegen der tollen Ausstellung. Auch das „Drumherum“ ist beeindruckend.
Wenn Belfast auf das Radar von Touristen kommt, dann wohl in erster Linie aus drei Gründen: Zum einen weil man noch immer den Nordirland-Konflikt in Erinnerung hat. Oder man besucht die Stadt, weil hier große Teile der Kultserie „Game of Thrones“ gedreht werden. Belfast ist aber auch deshalb einen Besuch wert, weil hier das legendäre Passagierschiff Titanic gebaut wurde. Jeder kennt das tragische Ende des Dampfers auf seine ersten Reise von Southampton nach New York. Dass das Schiff aber zeitgleich mit seinem Schwesternschiff Olympic in Belfast gebaut wurde, das weiß nicht jeder.
Die Trockendocks, wo die beiden Schiffe entstanden sind, existieren leider nicht mehr. Sie wurden aufgefüllt und sind heute ein Platz, den man entlang spazieren kann. Auf dem Fußboden sind die Umrisse der beiden Schiffe eingezeichnet. So kann man erahnen, wie groß sie gewesen sind.
Unmittelbar vor den Docks erhebt sich ein modernes Museum, das die Geschichte der Titanic erzählt. Ein ausgedehnter Besuch zahlt sich hier auf jeden Fall aus. Nicht nur, weil das Museum mit modernsten Ausstellungs- und Design-Methoden arbeitet, sondern auch, weil man dabei ein Gefühl bekommt, wie man Anfang des 20. Jahrhunderts längere Reisen unternommen hat – nämlich langsam. Und einige Stunden Zeit sollte man sich auch für das Titanic-Museum nehmen.
Von der Planung bis zum Untergang
Denn das war unser größter Fehler. Wir haben uns unmittelbar nach unserer Belfast Taxi-Tour zum Museum chauffieren lassen und wären fast zu spät gekommen. Zwar konnten wir ein paar Pfund Eintritt einsparen und eine Art Last-Minute-Ticket buchen. Doch wie bei der Titanic-Reise nimmt einem hier das billige Ticket – ähnlich der dritten Klasse – das halbe Reiseerlebnis. Wirklich nutzen konnten wir die riesige Ausstellung eine Stunde vor dem Zusperren nämlich nicht. Trotzdem war es spannend, etwa über die Planung und den Bau des legendären Schiffes zu lernen. Auch das kurze Bordleben wird gezeigt und der Ablauf des Unglücks minutiös dokumentiert. Beeindruckend war natürlich auch die Unterwasserexpedition zum Wrack der Titanic, wobei man die Bilder im Wesentlichen ja schon aus der berühmtesten Verfilmung kennt. Interessant war auch, wie die Verteilung der Wrackteile und der Trümmer erklärt wurde. Man merkt, dass das Museum erst fünf Jahre alt ist. Nicht nur an der Architektur, sondern auch an der modernen Ausstellungstechnik. Vieles läuft mit aufwändigen Animationen und Filmen ab. So manches verstaubte Museum in Österreich und in Deutschland könnte sich hier ein Stück abschneiden.
Ein Spaziergang durch das Titatic-Quarter zahlt sich aus
Nach dem Besuch des Museums bietet sich ein Spaziergang durch das Titanic-Quarter an. Das wurde nämlich in den vergangenen zehn Jahren ordentlich erweitert. 2005 siedelte sich ein Wissenschaftszentrum an, seit 2011 gibt es hier eine Universität und die Titanic-Studios befinden sich nur einen Steinwurf vom Museum entfernt – in einer ehemaligen Schiffswerft. Ihr wisst schon, das sind die Studios, in denen „Game of Thrones“ gedreht wird.
Bei unserer Reise haben wir uns auch mit dem Geschäftsführer des nordirischen Tourismusverbandes, John McGrillen getroffen: „Als die Filmemacher gekommen sind, haben sie uns erzählt, dass sie etwas drehen wollen, das noch größer wird als ‘Harry Potter’. Ich dachte, der Typ ist verrückt.“ Er wurde wohl eines besseren belehrt, denn „Game of Thones“ ist heute einer DER Besuchermagneten für Nordirland.