Skyeskyns: Das schottische Schaf fürs Zuhause

Skyeskyns
Die Felle werden bei Skyeskyns von Hand bearbeitet.

Wenn es neben Whisky noch etwas gibt, das typisch für Schottland ist, dann sind es Schafe. In weiten Teilen des Landes laufen sie praktisch frei herum. Besonders zur „lambing time“ im Frühjahr gibt es zahlreiche Lämmer, die mit ihren Mutterschafen herumhoppeln. Ja sogar am Friedhof haben wir sie grasen gesehen. Schafe gehören zur schottischen Kultur einfach dazu. Der Großteil von ihnen wird für die Fleischproduktion gezüchtet, denn Schurwolle als Massenprodukt aus Europa hat scheinbar schon längst ausgedient. Die Konkurrenz aus dem Ausland und auch die Baumwolle hat den Markt wohl für immer zerstört. Und weil man bei der Fleischproduktion das wunderbare Fell der Lämmer nicht brauchen kann, werden diese meist vergraben oder verbrannt.

Skyeskyns ist die einzige Fünf-Sterne-Attraktion der Insel

Und genau das hat die Gerber von Skyeskyns auf der Isle of Skye unheimlich gestört. Niemand konnte mit den Fellen etwas anfangen. Im Sinne der Nachhaltigkeit und weil man darin eine Marktlücke entdeckt hat, gründete man also die einzige Gerberei auf der Insel Skye und machte gleich eine Touristenattraktion daraus. Immerhin fünf Sterne hat der schottische Tourismusverband dem Familienbetrieb verliehen. Keine andere Attraktion im Norden der Isle of Skye hat eine so hohe Auszeichnung bekommen.

Schaffelle können auch modern arrangiert werden.

Schaffelle können auch modern arrangiert werden.

Grund genug für uns, um uns den kleinen Betrieb anzusehen. Und enttäuscht wurden wir nicht. Man kann zu Schafsfellen stehen wie man will. Aber man muss schon anerkennen, dass Skyeskyns aus einem Abfallprodukt der Fleischindustrie ein tolles Livestyle-Produkt, ja eigentlich eine ganze Wohnlinie geschaffen hat. Denn Lammfelle sind vielfältiger als man auf auf den ersten Blick denkt. Es handelt sich dabei nicht nur um einen quasi besonders wärmenden Teppichersatz. Mit den hellen und dunklen Wolltypen kombiniert entstehen durchaus moderne Designs. Und genau das will Skyeskyns in erste Linie zeigen. Denn natürlich ist der Besuch in der Gerberei vor allem eine Chance für das Unternehmen, ihre Produkte zu präsentieren. Und es gibt eine Menge – vom Teppich über Couchauflagen bis zur Mode ist alles aus Wolle oder Schafsfellen.

Hier findet die kleine Produktion von Skyeskyns statt.

Hier findet die kleine Produktion von Skyeskyns statt.

In der Produktion von Skyeskyns wird gezeigt, wie die Felle bearbeitet werden und welche Herausforderungen dabei entstehen. Denn gegerbt wird noch von Hand. Selbst der Trockenraum, wo die Felle ihre endgültige Form erhalten wird gezeigt. Die Arbeit an den Tierhäuten ist dabei nicht immer einfach. Schwierigkeiten gibt es etwa mit den farblichen Markierungen auf dem Fell. Damit können die Lämmer den jeweiligen Mutterschafen zugeordnet werden. Diese Markierungen lassen sich aber nicht immer herauswaschen. Und was bei den lebenden Tieren noch etwas “Punkiges” hat, lässt sich als Fell wohl nicht ganz so gut verkaufen. Deshalb landen diese Felle dann im B-Ware-Regal. Egal, so kann man sich wenigstens kostengünstig etwas Farbe in die Wohnung bringen. Und wer keinen Platz mehr im Gepäck hat, der kann sich das Fell auch europaweit per Post nachschicken lassen. Besonders spannend fand ich auch, dass man anhand der verschiedenen Felle noch etwas über die verschiedenen Schafrassen, die in Schottland verbreitet sind, lernen kann. Von Merino bis zu den berühmten „Blackfaced“ Schafen sind alle vertreten. Der Besuch bei Skyeskyns zahlt sich also auch aus, wenn man sich nicht unbedingt ein Schaffell mit nach Hause nimmt. Immerhin bekommt man einen Einblick in ein altes Handwerk, das selbst im Schafland Schottland schon beinahe ausgestorben ist.