Langham Glass: Wie man ein Whiskyglas selbst macht
Irgendwie ist es eine nette Idee, im Urlaub auch lokale Wirtschaftsbetriebe zu besuchen. In Schottland haben wir das mit der Ledermanufaktur Skyeskyns gemacht. In Nordengland haben wir das Weingut Yorkshire Heart besucht. Und in Norfolk? Da war es an der Zeit, bei Langham Glass ein eigenes Whiskyglas herzustellen.
Wenn man Urlaub in Norfolk macht, dann geht es in erster Linie um Entschleunigung. Kein Wunder, dass viele Menschen aus der nahen Megametropole London die Region für Ausflüge und verlängerte Wochenenden nutzen. Norfolk, das sind vor allem kleine Nordseedörfer mit kleinstrukturierter Wirtschaft und viel althergebrachtem Tourismus. Da geht alles ein wenig gemütlicher zu.
Einer der wohl coolsten und gemütlichsten Betriebe in der Region ist Langham Glass. Seit 1979 produziert die kleine Glasmanufaktur alle möglichen Glaswaren, von Figuren bis zu Trinkgläsern und es wird gezeigt, wie kreativ man mit dem faszinierenden Rohstoff sein kann. Seit zwei Jahren ist man an einem neuen Standort mit eigenem Besucherzentrum und Restaurant in Fakenham angesiedelt. Das ganze Unternehmen ist als gläserne Fabrik konzipiert, das heißt, man kann den Glasbläsern dieser kleinen Manufaktur bei der Arbeit über die Schulter schauen. Und wenn man etwas draufzahlt und sich traut, kann man sich auch selbst als Glasbläser versuchen.
Das Feuer im Glas
Bei unserem Besuch haben wir uns drübergetraut und ein Whiskyglas und ein Saftglas selbst gemacht. Im Prinzip ist es keine Hexerei, solange man genug Puste hat. Denn im Prinzip bekommt man einen großen glühenden Glastropfen auf ein Stahlrohr gesetzt. Der Tropfen kommt in eine Form aus Kohle und während der Glasbläser das Stahlrohr gleichmäßig dreht, muss man kontinuierlich und nicht zu fest in das Rohr blasen. Meine größte Sorge war die Hitze, die geschmolzenes Glas ausstrahlt, aber das Rohr ist so lang, dass man es gar nicht spürt. Und das, obwohl das Glas auf 600 Grad Celsius erhitzt wird. Besonders spannend ist das Feuer, das man im geschmolzenen Glas sehen kann. Dabei handelt es sich um den rötlichen Schein, der sich durch das Erhitzen des Rohstoffes bildet. Wer will kann noch mit ein paar farbigen Glassplittern den Glasboden verzieren, für das Whiskyglas habe ich aber darauf verzichtet. Man will ja nicht vom Whisky ablenken. Verwendet wird dabei hochwertiges Glas – „the hardest glass money can buy“, wie man uns versichert.
Von Glühbirnen zur Glaskunst
Betreut werden die Besucher von John und Carl. Die beiden professionellen Glasbläser leben für ihren Beruf, wobei John schon auf eine jahrzehntelange Erfahrung zurückgreifen kann. „Fr
üher habe ich als junger Mann stundenlang nur Glühbirnen von Hand geblasen, so lange mache ich das schon“, erzählt John. Die Arbeit bei Langham Glass macht ihm aber mehr Spaß, denn hier kann er sich kreativ ausleben, erzählt er und zwickt mit einer Zange eine schöne Glasskulptur zurecht. Für den jüngeren Carl geht es vor allem um das Fingerspitzengefühl, das man braucht: „Man muss sehr sanft aber konsequent mit dem Glas umgehen können, sonst wird das nichts.“
Unbedingt die Wartezeit berücksichtigen
Wenn ihr tatsächlich ein Glas selbst herstellen wollt, dann müsst ihr vorausdenken: es braucht einen Tag, um abzukühlen und damit die Ränder entsprechend geschliffen werden können. Erst dann könnt ihr euer Meisterwerk abholen. Oder ihr lasst es euch zuschicken, was natürlich mit Extrakosten verbunden ist. Wir haben es so gelöst: Wir haben unseren Besuch bei Langham Glass mit einem Besuch der lokalen Pferderennbahn am Tag darauf verbunden. Somit waren wir zwei Tage in Fakenham voll eingespannt und konnten bei der Gelegenheit auch bequem unsere Gläser abholen. Über das Pferderennen werdet ihr übrigens im nächsten Beitrag lesen. Das war ein richtiges Abenteuer.